Große Dame mahnt zu Toleranz

Dinah Faust steht seit 50 Jahren auf der hne / Auftritt in Freistett


"Privileg" : 50 Besucher erlebten Dinah Faust (II.), begleitet von Anita Pirman, im Freistetter Ku-Stall.
                                    Foto: Johanna Aßmann

Dinah Faust vorzustellen, hieße eigentlich ein Denkmal verschieben. Dinah Faust ist das Elsass pur, sie ist eine Geschichte, sie ist eine Institution, in ihr lebt Germain Muller weiter.

    Rheinau-Freistett (ja). Dinah Faust ist inzwischen 75 Jahre alt, hat über 50 Jahre Bühnenerfahrung und sie ist von einer Vitalität, die man kaum ein zweites Mal erlebt. Rund 50 Besucher hatten das »Privileg«, die große Dame des Elsass im Ku-Stall zu erleben.
    Zusammen mit ihrem unvergessenen Ehemann Germain Muller hatte sie 1946 das Barabli in Straßburg ins Leben gerufen und das Straßburger Kabarett zu einer Legende der Nachkriegszeit werden lassen. Im Ku-Stall mit dabei Anita Pirman, glänzende Akkordeonistin, schon zu Barabli-Zeiten, und der Zuschauer spürte, die beiden kennen und mögen sich.

Liebe zum Elsass

    Sensibel begleitete sie Dinah Faust durchs Programm, virtuos spielte sie ein Potpourri aus bekannten Barabli-Liedern. "Europa heißt des Maidele", ein Lied, das Germain Muller vor 50 Jahren geschrieben hat und das an Aktualität bis heute nichts eingebüßt hat, bildete den Auftakt. Denn bei aller Liebe zum Elsass - oder gerade wegen dieser großen Liebe zur elsässischen Heimat - ist sie auch eine große Europäerin. Eine Europaerin, die zu Toleranz mahnt, etwa in dem Lied "D' Roos".
    Faust geht zu Herzen, sie lebt das, was sie auf der Bühne vermittelt, etwa wenn sie von dem Traum Häuschen im Grünen erzählt, von der Einsamkeit auf dem Land, oder wenn sie anklagt, "Der Wald ist krank, er steht im Sterben" unci zu dessen Rettung aufschreit. Sie hat aber aufgrund ihres Lebensalters auch Zeiten erlebt, die viele nur noch aus Erzählungen kennen. lst es deshalb so überzeugend, wenn sie von den "Kumpels" die im Krieg
geblieben sind, oder das unschuldige Gretchen mimt ?
    Ihr
ganzes Leben hat sie sich für "Ihr Kind", die elsässische Sprache eingesetzt, sie trägt es bis ans Ende und sie stellt in ihrem letzten Lied, das sie an diesem Abend zum ersten Mal singt fest: "Schon 50 Johr, aber d'Zitt isch zu kurz." Aber sie ist dankbar für alles, was sie tun und erleben durfte. 
    Im anschließenden Gespräch meint sie: "lch danke dem Herrgott da oben, und ich danke meinen Eltern, die mich zu dem Geist erzogen haben und die mich gewähren ließen. Denn es war in jener Zeit nicht einfach zu verstehen, dass ein Madchen bzw. eine junge Frau unbedingt zur Bühne wollte."

Johanna Aßmann

Mittelbadische Presse 8/4/2003

 

Presse Dinah FAUST - M.Badische Presse 8/4/03
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